Schellenberger Bärlauchsuppe
Frühlingsrezept von Sophie Stanggassinger Gästehaus Pfeffererlehen
Der blauweiße, selbstgenähte Stoffbeutel baumelt von Sophie Stanggassingers Handgelenk und schwingt lustig vor und zurück, während die Marktschellenbergerin in der strahlenden Frühlingssonne kräftig ausschreitet. Die blonde Gastgeberin ist auf dem Weg zu einem der besten Bärlauch-Plätze des Ortes. Bärlauch, die mit Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebel verwandte Pflanze, liebt Wasser und taucht im Frühjahr ganze Landstriche in leuchtendes Grün. So findet Sophie ihn auch hier oben, an den Hängen des Götschen, an einem kleinen Bachlauf. „Der Bärlauch hat meinen Heimatort schon immer geprägt – und jedes Jahr aufs Neue einer der ersten Frühlingsboten,“ ist Sophie unvergessen. Populär wurde er allerdings erst vor ungefähr 20 Jahren – er ist sehr gesund und in der Küche vielseitig einsetzbar. „Wir haben sogar eine Zeit lang für Gäste und Einheimische die Schellenberger Bärlauch-Wochen angeboten“, erinnert sich Sophie. Prächtig grün und mit frischen, starken Blättern – so landet das intensive Kraut heute in Sophies Beutel, um wenig später, zu Hause im Pfeffererlehen unten im Ortskern, verarbeitet zu werden.
Während des brockns, des pflückens, erzählt Sophie von ihrer Kindheit am Almberg, dem Ortsteil Ettenberg, der 200 Höhenmeter über dem Zentrum der grenznahen Gemeinde thront. Sie erzählt, dass es im Winter besonders schön war, mit den Schlitten und den Skiern in die Schule zu sausen. Wie aber der beschwerliche Aufstieg zurück nach Hause oft den ganzen Nachmittag dauerte, weil die Verlockung, immer wieder hinunter zu sausen, statt weiter zu marschieren, mehrmals zu groß wurde. Und wie sehr sie sich jedes Jahr darauf freute, als dann doch endlich der Frühling kam.
Die Geburtsstunde des Hofs, den Sophie mit ihrer Familie bewohnt, liegt in der frühen Neuzeit. 1665 wurde das Pfeffererlehen erstmals urkundlich erwähnt. „Es ist wohl die Weißweinsorte Pfefferer, die dem Haus den Namen gegeben hat. Damals wurde in Berchtesgaden, auch an der Leitn (Hang) hier gegenüber, Wein angebaut. Er war damals beliebter, als das Bier, das heute unweigerlich zu Bayern gehört.“, erzählt Sophie und stellt einen großen Topf auf den Herd. Gäste waren im Pfeffererlehen schon immer willkommen. Damals, als noch ein Zug die Reisenden aus aller Welt von Salzburg aus an ihr Ziel in die Berchtesgadener Berge fuhr, holten die Pfefferer-Kinder die Sommerfrischler vom Bahnhof in Marktschellenberg ab. Einen Leiterwagen fürs Gepäck hatten sie immer dabei.
Immer noch liebt Sophie den Frühling ganz besonders. Wenn es wieder länger hell ist, die zehn Fliederstauden ums Haus herum anfangen, zu blühen und es so angenehm riecht, dann spürt Sophie, dass „es wieder aufwärts geht“. In ihrer Küche fängt es ebenfalls an, herrlich zu duften: „Bärlauchgerichte gehören zu meiner Leibspeise.“ bekennt Sophie. Im Haus gibt es fünf Ferienwohnungen. Wenn die Familie komplett ausgebucht ist, beherbergen sie 25 Gäste. Besonders Familien gefällt es im Pfeffererlehen. Allein die vielen Tiere - Hühner, Schafe, Rinder, Katzen, Hasen, Meerschweinchen, die vier Ponys, einen Haflinger und der Hof-Hund Kira - versprechen unvergessliche Urlaubstage auf dem Bauernhof. „Ich habe meinen Traumjob: Ich kann von zu Hause aus arbeiten und da bin ich am liebsten. Und ich habe es nur mit netten, entspannten Leuten zu tun, denn sie sind ja im Urlaub.“ ist Sophie sehr zufrieden. „Nur mein eigener Chef bin ich nicht mehr,“ schmunzelt sie, denn den Betrieb haben sie und ihr Mann schon vor einiger Zeit an Tochter Stefanie übergeben.
Sie blickt hinunter auf Marktschellenberg mit seinem „allerschönsten Ortskern“, seinen historischen Häusern und hinüber auf den mächtigen, sagenumwobenen Untersberg und lächelt. Jetzt freut sie sich auf einen Teller leckerer Bärlauchsuppe.